22. Januar 2013

Was macht der MOOC mit Dir? oder: Überforderung als wichtige Phase im Lernprozess im cMOOC?

These: Die Erfahrung, sich in den vielen dezentral produzierten Inhalten der MOOC-Teilnehmenden zu verlieren, ist wertvoll für den eigenen Lernprozess auf dem Weg, einen eigenen MOOC zu entwickeln. Wer einmal diese Überforderung selbst erlebt hat, wird um so bewusster an die Planung eines eigenen MOOC herangehen.

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Im Lerntagebuch von Markus Jung habe ich vorhin einen langen Kommetar zu seinem heutigen Beitrag zum MOOC-Maker Course #MMC13 geschrieben, den ich hier noch einmal in leicht überarbeiteter Fassung blogge:

Markus stellte die ketzerische Frage: "Kommt die Benutzersicht zu kurz?" Und dahinter steht natürlich eine wichtige Frage, die sich Trainerinnen, Lehrer, Dozentinnen (und wie wir uns auch immer alle schimpfen) immer stellen sollten: Verlieren wir die Lernenden aus dem Blick?

Jetzt könnte die pfiffige Leserin natürlich einwenden: Die Antwort darauf können nur unsere MOOC-TeilnehmerInnen geben, nicht die GastgeberInnen. :-) Trotzdem möchte ich kurz beschreiben, warum ich die leichte Überforderung, die mancherorts in diesen Tagen beschrieben wird, für unvermeidbar und mehr noch: wertvoll für den hier im #MMC13 angeregten Lernprozess halte:

Wir haben uns sehr bewusst dafür entschieden, einen cMOOC mit all seiner Dezentralität der Teilnehmerdiskussionen und all seinem Information Overload zu inszenieren - und ich freue mich riesig, dass uns dies gelungen zu sein scheint. Ganz ehrlich: Ich möchte es sogar, dass die #MMC13-Teilnehmenden ein Stück weit diese Überforderung erleben - die nur dann eine Überforderung ist, wenn man die klassischen Maßstäbe anlegt und die klassischen Erwartungen hat wie "Sag mir, was ich lesen, was ich lernen soll, was ich wo tun soll!" oder "Sag mir genau, wie das geht, wie ich dieses oder jenes Tool jetzt zu benutzen habe!" An diese Grenze wollten wir die TeilnehmerInnen führen, denn erst dann entfaltet die kommende Didaktik-Woche ihre volle Wirkung.

Im Prinzip ist diese erste Woche also eine Art Vorbereitung auf die Woche 2 "Didaktik" (ohne dass die Teilnahme an Woche 1 eine Bedingung zur "erfolgreichen" aktiven Teilnahme an Woche 2 ist!): Wir könnten gemeinsam viel von dem reflektieren, was wir in der ersten Woche erlebt haben. Wir GastgeberInnen werden uns sowieso im Laufe des #MMC13 bemühen, noch vieles viel genauer zu begründen, warum wir was getan oder auch gelassen haben - und wir bereiten auch wieder zwei kollaborative Aufgaben vor, die

Dem einen oder der anderen ist es sicherlich schon aufgefallen (das steht so ja auch auf http://howtomooc.org/uber-mmc13/), dass der MOOC-Maker Course in erster Linie Menschen adressiert, die schon einiges mitbringen (ohne dies als Ausschlusskriterium zu formulieren!), und zwar
  • entweder Erfahrungen mit MOOCs (als Teilnehmer/in oder "mehr")
  • oder aber Know-how als Weiterbildnerin oder Lehrende (in welcher konkreten Funktion und in welcher Institution auch immer - denn wie sonst kommt man in den Genuss, selbst einen Open Course entwickeln zu wollen/dürfen)
  • oder eben wenigstens großes Interesse. 
Wer noch nie einen MOOC mitgemacht und/oder wer bisher wenig Erfahrung in der aktiven Nutzung von Social Media hat, hat es womöglich zu Beginn ein bisschen schwerer reinzukommen. Gleichzeitig widerstrebt es mir, hieraus irgend etwas als Teilnahmevoraussetzng zu formulieren, denn es ist das Prinzip bei allen MOOCs, dass sich grundsätzlich jede/r anmelden kann, der/die sich das Kursthema "zutraut".

Ich bin übrigens sehr begeistert und beeindruckt von den vielen Lerntagebüchern, die in der ersten Woche bereits entstanden sind! Und "eigentlich" ist unser MOOC recht überschaubar :-) : Der Blog-Aggregator, der Twitter-Hashtag #MMC13 und die Google+ Community - damit hat man die drei wichtigsten Fundgruben für die Teilnehmerbeiträge und -diskussionen.

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PS: Die Hall of Fame war übrigens eine spontane Idee, die wir auf unserem Vorbereitungswochenende geboren haben. Ich habe so etwas in einem Standford-MOOC kennen gelernt, den ich Ende letzten Jahres kennen gelernt hatte, und dort wurde das sehr herzlich und freundlich genutzt, um untereinander DANKE zu sagen für die Unterstützung und Hilfestellung füreinander. Eine "Leistungsschau"soll die Hall of Fame auf keinen Fall sein. Auch dieses Element des #MMC13 ist ein Experiment - wie alles, was wir hier tun, insofern sind alle Reflektionen und Feedbacks dazu willkommen. Am Ende freue ich mich, wenn möglichst viele Kursteilnehmer/innen sich viele Impulse fürs eigene MOOC-Making mitnehmen!

2 Kommentare:

  1. Ich finde es interessant diese "Überforderung" (ich suche noch nach einem besseren Wort) am eigenen Leibe zu durchleben. Bei mir rührt sie, denke ich, nicht daher, dass mir keine/r sagt, was ich tun soll. Sagt mir seit vielen Jahren keine/r mehr. Ich glaube, dass das Zuviel der Dynamik des Lerngegenstandes geschuldet ist. Meine übliche Taktik ist, erst einmal den Lerngegenstand zu umkreisen, mir erste holprige Pfade durchs Dickicht zu bahnen, die dem Lerngegenstand innewohnende Struktur für mich zu "erspüren", danach sichtbar zu machen und anschließend mit meinen Ideen, meinem Wissen zu verknüpfen. Die Taktik wollte ich hier auch anwenden. Und plötzlich verwandelte sich mein "Lerngegenstand" in ein Informationsungetüm, wuchs und wächst "unkontrolliert" in alle Richtungen. Und da gerieten mir dann irgendwie auch die stets ausgestreckten hilfreichen Hände der Gastgeber_innen aus dem Blickfeld. Nach der kleinen Schockstarre keimte ein Verlangen nach neuen Werkzeugen, nach neuen Strategien in mir auf. Da kam mir z. B. der Pearltree sehr gelegen. Also lerne ich derzeit, wie ich mit heftig wachsenden, dynamischen Lerngegenständen umgehe und freue mich schon auf die Didaktik-Woche.

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  2. Mir geht's definitiv so, daß ich mit Überforderung kämpfe. Dabei steige ich in die Diskussionen nicht mal richtig ein, sondern überfliege extrem viel nur und beschäftige mich damit, über das Kuratieren den Überblick zu behalten.
    In meinem Fall eine Frage des hohen Anspruches (obwohl ich schon überlege, die Kuratierung aufzuhören - das Beispiel hat seine Wirkung getan, alles andere wird auch andernorts gesammelt)

    Die Posts zu dem Thema Überforderung finde ich normal und vor allem gut, daß das überhaupt artikuliert wird. Mir ging es bei meinem ersten MOOC entsprechend, da war ich aber noch extrem begeistert. Beim zweiten habe ich mich einfach ausgeklinkt. Bei diesem habe ich eine Rolle gewählt, von der ich dachte, dass sie mir hilft, mit meinen Kräften zu haushalten. Ist aber nicht so.

    Im Grunde ist das doch aber kein neues Phänomen. Aus den Präsenzseminaren, die ich drei Jahre lang gehalten habe, kenne ich es genauso. Und vor allem: immer wieder. Ich kenne aber auch von mir, daß ich als jemand, der grundsätzlich neugierig ist und dem Lernen leicht fällt, dann ungeduldig werde. Das ist schlecht.

    Irgendwo habe ich mal gelesen, daß die Gemeinschaft nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied.
    Gehört es also zu den Aufgaben von erfahrenen E-Learnern, Neulinge ans E-Learning heranzuführen?
    Ja.
    Gehört es zu den Augaben von erfahrenen MOOC'lern, Neulinge an MOOC's heran zu führen? Jein.

    Denn das Format steht an der Schwelle zu einem neuen Lernverständnis, das jedeN EinzelneN mehr in die Pflicht nimmt. Trotzdem sollten Erfahrene immer bereit sein, ihr Wissen soweit, wie es ihnen möglich ist, zu teilen.

    Nach dieser Maxime handele ich. JedeR andere muss das für sich selbst entscheiden.
    Und als Neuling muss ich mir eben Orientierung da suchen, wo ich sie a) brauche und sie mir b) gerne gegeben wird.
    Grundprinzip des Lernens.


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