16. Januar 2013

MMC13 - Tag 1 Reflektionen



Es ist schon eine verrückte Situation, sich als Gastgeberin eines Open Courses, der sich mit der Planung und Durchführung eines eben solchen beschäftigt, selbst zu beobachten und die selbstreflexiven Erkentnisse quasi als Teilnehmerin desselben wieder einzuspeisen... :-)

Ich lasse jetzt meinen Gedanken freien Lauf - zum Strukturieren und Schleifen komme ich wahrscheinlich erst im nächsten Leben. Was ist mir heute - aus Gastgeberinnen-Perspektive am Tag 1 des MOOC-Maker Course 2013 durch den Kopf gegangen?

***

07:00 Uhr: Der Eröffnungs Blog Post ist veröffentlicht und an zu dem Zeitpunkt 254 E-Mail-Abonnenten (plus diejenigen die den Feed im Reader haben) rausgegangen. Ich weiß das, ich starre mit meinem Milchkaffee in der Hand auf das Blog und weiß nicht, was ich tun soll. Ich entschließe mich, zur Arbeit zu gehen.

07:24 Uhr: Die ersten TeilnehmerInnen twittern, es gehen Glückwunsch- und Mutmach-Tweets ein, die ersten Links zu den Impulsbeiträgen werden geshared. Es lebt!


Und ich bin tatsächlich vor allem froh, dass die drei schon am Vorabend veröffentlichten Impulsbeiträge nicht über Nacht schon die Runde gemacht haben... Ein MOOC ist zwar im Grunde zunächst einmal eine asynchrone Angelegenheit, das kenne ich vom Fernstudium eigentlich, und doch ist es gleichzeitig - nicht zuletzt dank Twitter - ein großes Live-Happening.
>> Learning 1: Versäume nicht, einen pointierten Auftakt zu inszenieren, damit bei aller Asynchronizität auch eine Art Gemenschaftsgefühl entsteht, dieses "Ich bin nicht allein, da sind ganz viele. Wir alle tun das genau JETZT, auch wenn wir es voneinander mehr ahnen als wissen können..."

08:12 Uhr: Die ersten Nachrichten gehen ein, dass der Beitrag kaputte Links enthält, die ins Nirvana führen. Ich werde hektisch, weil ich unterwegs bin und daran grad ichs ändern kann. Monika (wir telefonieren kurz, sie ist gerade an ihrem Arbeitplatz angekommen) und Heinz lösen das Problem auf ihre Art - anders, als ich es getan hätte (aber vom Ergebnis her natürlich gut, die beiden sind ja auch gut!).
>> Learning 2: Ändere niemals in letzter Minute die URL von bereits verlinkten Seiten und/oder überprüfe akribisch jeden Link in einem so entscheidenden Post, bevor Du es verschickst!
>> Learning 3: Mache das alles im Team! Und verlass Dich auf Deine Kollegen/innen!

08:55 Uhr: Ich erreiche meinen Arbeitsplatz und stelle fest, dass meine Schulung (zum Glück ich nur als Teilnehmerin) in fünf Minuten beginnt. Das hatte ich mir wohl gestern Abend in der Vor-MMC13-Aufregung falsch gemerkt. Mein Kollege fängt mich ab und ein und lotst mich in den richtigen Raum. Ich bin entsetzlich abgelenkt und schaffe es in der ersten Stunde kaum, mich zu konzentrieren. Als die Trainerin das erlösende Signal zur Pause aussendet, weiß ich nicht, was ich zuerst tun soll: Auf Twitter den Hashtag checken, im Blog die Kommentare oder ... ich entscheide mich dafür, Heinz anzurufen. Der versucht selbst mühsam, an seinem Arbeitsplatz so etwas wie Konzentration auf etwas anderes als den MMC13 entstehen zu lassen... Wie viele Tage müssen wohl vergehen, bis Monika, Heinz und ich uns in den kommenden fünf Wochen daran gewöhnt haben, die TeilnehmerInnen auch mal einen halben Tag lang "allein" zu lassen?
>> Learning 4: Versuche nicht, am ersten MOOC-Tag normaler Lohnarbeit nachzugehen, versuch es einfach nicht. Denn Du weißt nicht, was passieren wird, aber Du willst es wissen!

12:18 Uhr: Die Schulung ist zu Ende, ich husche ins Netz. A) Das Internet ist noch da, B) der MOOC und die TeilnehmerInnen auch - und sie sind genau so abgelenkt wie ich.


14:45 Uhr: Ich lese zwischendurch eine E-Mail von Monika, dass unser offenes Google Doc zerschossen sei, ob ich das mal kurz reparieren könnte. Das schrieb sie vor Stunen. Zum Glück hat Heinz bereits geschaut und eine entwarnende Antwort gemailt. (>> gehe zurück zu Learnings 3 und 4)

17:28 Uhr: Auf dem Heimweg entdecke ich die "Provo-Tweets" von @martinlindner und @cspannnagel...

... und bin entzückt, der Impuls von Jasmin Hamadeh hat gezündet! Ich beschließe, mich heute Abend noch in diese Diskussion einzubringen...
>> Learning 5: Es ist nicht genug, viele Anmeldugnen für einen MOOC zu generieren. Wichtig ist es, den Wunsch der Angemeldeten nach aktiver Beteiligung auch in konkrete Produktivität zu verwandeln. Das gelingt durch provokante Thesen oder Fragen oder...?!?

18:29 Uhr: Wieder zu Hause lade Heinz und Monika zu einem Hangout ein. Heinz schaut rein, Monika ist nicht "da". Wir verabreden, zunächst einmal jede(r) für sich entlang der Fährten, die die MOOC-TeilnehmerInen gelegt haben, durchs Netz zu surfen... Ich stoße aufein paar Beiträge, die ich dringend noch kommentieren und gedanklich in einem eigenen Blog Post zusammen führen und weiter spinnen möchte. Nur wann?
>> Learning 6: Als Gastgeberin stehe ich vor der gleichen Herausforderung wie die TeilnehmerInnen: ich darf gar nicht erst versuchen, ALLES zu lesen (oder gar auf alles reagieren zu wollen).

***

Was einen MOOC gelingen lässt (und wie sich dieses Gelingen definieren lässt), werden wir gemeinsam herausfinden. Hier möchte ich jetzt noch einen Auszug aus meiner Antwort auf Martins Lindners Diskussionsbeitrag von Google+ hier ins LernKult-Blog rüberholen, um dann gleich zu Heinz und Monika in die Hangout-WG rüberzuhuschen...

Zu Deinen beiden Elementen Dringlichkeit und Verbindlichkeit, die Du zu den Essenzen eines gelingenden gemeinschaftlichen Selbstlernen zählst - möchte ich gern Feedback dazugeben - wobei sich Feedback evtl. in den Bedeutungshof von Verbindlichkeit einbetten lässt. Ohne Feedback gelingt meines Erachtens kein Lernen. Und so erlebe ich schon nach wenigen Stunden in diesem MOOC ein Ringen um Aufmerksamkeit im Sinne von "Feed me!" = "Answer me!" Füttere mich mit Feedback, damit ich daran wachsen kann... Und als sorgsame MOOC-Gastgeberin möchte ich so manches mal ausrufen: "Ja, so kommentiert doch endlich mal jemand, damit der arme Selbstlerner endlich was zum Beißen hat und seine Gedanken an dem des anderen schärfen kann."

Natürlich wird das aufs MOOC-Konzept zurückfallen: Haben wir einen Rahmen geschaffen, in dem dieses so freiheitliche gemeinschaftliche Selbstlernen (=eigene Lernziele, eigene Lernformen) sich "formieren" kann? Denn eine Form braucht es, einen Halt, Orientierung. (Dass mir das Konzept Fernstudium sehr vertraut ist, weißt Du, und dass ich zu der Form des klassischen Studienheftes stehe.)


Kurzum, ich möchte Deine drei Fragen (wie ich sie verstehe) aufgreifen, die Du in Bezug auf den #MMC13 aufwirfst:

(1) Wie erzeuge ich eine "konzentrierte Arbeitsatmosphäre"?
>> Wir denken immer wieder über Live-Elemente (mehr offene Hangouts) nach oder wenigstens Pseudo-Live-Elemente (z.B. BlogSprints, sprich die Verabredung, dass an einem Abend gebloggt wird und zuz einer bestimmten Uhrzeit die Ergebnisse - so roh sie auch sein mögen - veröffentlicht werden). Ist das Synchronizität die einzige Form, um Arbeitsatmosphäre herzustellen? Bestimmt nicht.

(2) Sind die Ziele der einzelnen Teilnehmer/innen konkret genug?
>> Da kann ich nur sagen: Ich war von Anfang an überrascht, wie konkret die Lernziele bzw. Erkenntnisinteressen sind, die auf der Anmeldeseite in den Kommentaren hinterlassen werden: http://howtomooc.org/anmeldung/ Da steckt bei etlichen echter beruflicher Bedarf dahinter, zumal so manches Mal auch schon terminierte Projektvorhaben benannt werden, für die Know-how benötigt wird. Davon ausgehends, stellt sich für mich die Frage, ob diejenigen es auch schaffen, sich das zu holen, was sie brauchen, und zwar zum Beispiel - siehe (3) ...

(3) Braucht der #MMC13 MOOC Arbeitsgruppen, die Ergebnisse erzeugen, die über Diskussionsbeiträge hinausgehen?
>> Ja, ich wünschte mir sehr, dass Ihr Euch in Gruppen zusammen findet, Euch selbst - entlang Eurer Lernziele - Aufgaben stellt und Eure Ergebnisse präsentiert. Wie könnten wir das befördern? Indem wir eine Art Projektbörse oder Lernpartnerbörse - LearnParship - anbieten? Evtl. sollten wir ein offenes Dokument aufsetzen, in dem jede/r, der für ein konkretes Lernprojekt MitstreiterInnen sucht, sich mit seinem Gesuch eintragen kann...

Unser Wiki zum Schluss stellt ja den Versuch dar, eine Art Ergebnissicherung zu betreiben und Output zu produzieren, der einen Mehrwert für zukünftige Open Course Maker hat, die NICHT am MMC13 teilogenommen haben.

Wir sind in der Planung der nächsten Wochen noch erstaunlich (erschreckend?!?) offen: Wir haben zwar eine grobe Idee, welche kollaborativen Aufgaben wir in jeder Woche stellen/anbieten wollen, doch wir können auch immer noch einiges integrieren, was bislang nicht einmal angedacht (oder zwischenzeitlich zunächst verworfen) wurde.

Insofern nehme ich viele der heute gelesenen Gedanken mit in meine abendliche Besprechung mit +Heinz Wittenbrink und +Monika E Koenig . Noch ist nicht aller MOOC-Tage Abend. :-)
 >> Learning 7: Feierabend machen nicht vergessen!


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