21. Januar 2013

Unterschiede zwischen einem MOOC und einem Fernstudium

[21.01.2013 - 08:34 Uhr - under construction - noch in Bearbeitung]

These: Es gibt didaktische Elemente, die einen MOOC erst zu einem MOOC machen und die sich in dem Begriff "Massive Open Online Course" nicht wiederfinden. Deshalb "darf" sich zur Zeit alles MOOC nennen, was als Fortbildung/Kurs ohne Teilnahmebeschrnkngen kostenfrei übers Internet feilgeboten wird. Eine bedenkliche Entwicklung, die den Block fürs Wesentliche verstellt...

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Im Folgenden möchte ich mich der Frage, was einen MOOC zum MOOC macht, aus der Perspektive des "klassischen" Fernstudiums (inkl. Ferlehrgänge auf subakademischer Ebene) nähern.

Wenn wir Massive Open Online Course (MOOC) ganz schlicht übersetzen als Online-Kurs (OC), der kostenfrei und ohne Teilnahmebeschränkungen angeboten wird (O) und der damit potenziell einer beliebigen Anzahl an TeilnehmerInnen offen steht (M), dann ... könnte doch theoretisch jede Fern(hoch)schule aus ihren Fernstudiengängen bzw. Fernlehrgängen, in denen die Studienhefte online zur Verfügung stellt werden und in dem die Fernstudierenden einen Online-Campus für den Austuasch und die Vernetzung untereinander bekommen, MOOC machen - indem die beiden Bedingungen O (open = kostenfrei, keine Teilnahmebeschränkungen) und M (massive = potenziell beliebige Anzahl an Teilnehmern). 

Nun sind ja klassische Fernlehrgänge/Fernstudiengänge tatsächlich so angelegt, dass bezüglich der Teilnehmerzahl nach oben hin keine Grenzen gibt. Fehlt dann also wirklich nur noch das "open", um daraus MOOCs zu machen? Nein. Und warum nicht? Die Antwort darauf führt uns zu einer differenzierten Definition von MOOCs - und sie zeigt, dass MOOCs wesentlich über bestimmte didaktisch-methodische Elemente definiert werden (müssen/sollten).

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Ein kurzer Exkurs, was ich mit "klassischem Fernunterricht/Fernstudium" eigentlich meine: Ein klassischer Fernlehrgang kann in der Regel* zu jedem Zeitpunkt gestartet werden. Es gibt keine Klassenverbände oder Kohorten. Einige Fernhochschulen lehnen sich zwar an den Semesterbetrieb von Präsenzhochschulen an (und werben dann damit, dass sie zum Beispiel drei Starttermine statt nur zwei im Jahr anbieten), diese Fixierung auf Starttermine ist in der Regel* aber künstlich, weil die Interaktion mit anderen Studierenden kein elementarer/zentraler (= für den Studienerfolg entscheidender) Faktor ist. Was ich mit klassischem Fernunterricht/Fernstudium meine, ist also ein didaktisches Konzept, in dem die Erarbeitung des Lernstoffes in der Regel* über "durchdidaktisiertes" Material geschieht - in der Regel* Studienhefte, die so geschrieben sind, als ob der Fernlehrer/Tutor persönlich zum Studierenden spricht und ihn Schritt für Schritt an die Hand nimmt - mit Zwischenübungen, Wiederholungen, Merksätzen usw. Das Feedback über seinen Lernerfolg bekommt der Fernstudierende von seinem Fernlehrer/Tutor, dem er seine in der Regel* allein und nicht als Gruppenarbeit bearbeiteten Prüfungsaufgaben zusendet. Es entsteht also eine Eins-zu-Eins-Beziehung zwischen Lehrendem und Lernendem. Der Austausch der Studierenden untereinander ist natürlich gewollt und wird auch - durch eine Online-Lernplattform mit Netzwerkfunktionen - gefördert, ist aber in der Regel* nicht zwingend notwendig, um zum Abschluss zu kommen.

* in der Regel: Natürlich gibt es auch davon abweichende Konzepte, Fernstudiengänge, die in einzelnen Modulen Projektarbeiten in der Gruppe vorsehen, Lernvideos zusätzlich zum gedrucktes Material, Präsenzzeminare, in denen sich die Studierenden begegnen usw. Doch das Gros der Fernlehrgänge/Fernstudiengänge in Deutschland ist wie oben beschrieben organisiert. 

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Klassische Fernstudiengänge/Fernlehrgänge basieren auf jahrzehntelang erprobten und weiter entwickelten Konzepten und führen jedes Jahr eine große Zahl an Berufstätigern "nebenher" - zeitlich flexibel und unabhängig von starren Zeitplänen - zum angestrebten Abschluss führen. Diese zeitliche Flexibilität und auch die Unabhängigkeit von Mitlernenden - die beflügeln, aber auch bremsen können - sind zwei der wesentlichen Merkmale.

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[21.01.2013 - 08:34 Uhr - under construction - noch in Bearbeitung]
... und hier schreibe ich heute Abend weiter ...









1 Kommentar:

  1. Liebe Dörte,

    Deine Beschreibung eines klassischen Fernlehrgangs ist sehr treffend. Da mache ich doch gleich mal weiter.

    Es geht bei einem Fernstudium also in erster Linie darum, Lehrmaterialien didaktisch so aufzubereiten, dass ein zeit- und ortsunabhängiges Selbststudium leicht möglich wird.

    Es gibt zwar in der Regel Lernplattformen über die Lernende mit ihrem Tutor in Kontakt treten können und über die sie auch die Einsendeaufgaben benoten lassen, doch steht die Interaktion mit dem Tutor nicht im Vordergrund des Lernprozesses.

    Interaktion der Lernenden untereinander findet selten statt. Das didaktische Konzept sieht das so nicht vor.

    Ein cMOOC bringt im Gegensatz dazu ganz klar den kollaborativen, konnektivistischen Aspekt ins Spiel. Dies geht auf Kosten der Strukturierung der zur Verfügung stehenden Lern- und Lehrmaterialien.

    Bei einem xMOOC sind im Gegensatz zu einem Fernlehrgang die Taktungszeiten des Konktakts zum Facilitator geringer. In einem Fernlehrgang wird in der Regel ein komplettes Lernheft mit ca. 60 Seiten durchgearbeitet, bevor ein Kontakt stattfindet. Hinzu kommt, dass bei einem xMOOC weitere interaktive Medien wie z.B. Filme etc. eingesetzt werden.

    Wichtigstes Auszeichnungskriterium eines xMOOC ist wohl der Begriff "Massive", d.h. es können sehr viele Personen am Kurs teilnehmen. Als Feedbackinstrument werden Abfragemethoden wie z.B. Quiz oder Fragebogen eingesetzt. Es können aber auch andere interaktive Elemente, die man von "gewöhnlichem" eLearning kennt einfließen. xMOOCs arbeiten häufig mit Experten, deren Vorlesungen aufgezeichnet wurden. Auch das findet sich in Fernlehrgängen eher selten.

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