26. Januar 2013

#MMC13 - Findet dieser MOOC zu sehr auf Twitter statt?

Unten seht Ihr die Dokumentation meines gestrigen kurzen Austauschs auf Twitter mit ein paar MOOC-Teilnehmern/innen zur Frage, ob das intensive Twittern einiger weniger auf all jene MOOC-Teilnehmer/innen, die nicht (gern) twittern (aber dennoch scheinbar davon mitbekommen), ausschließend wirkt.

Ich selbst habe den Eindruck, dass wir GastgeberInnen vielleicht - im Verhältnis zu anderen Kursanälen - zu sehr präsent sind auf Twitter und dadurch den Eindruck erwecken, dort würde "die Musik spielen".

Auf der anderen Seite scheint Twitter tatsächlich das "heimliche" führende Kursmedium zu sein, wenn man bedenkt, dass wir vorrangig über Twitter auf den MOOC-Maker Course aufmerksam gemacht haben und 41 % der Teilnehmer/innen auf dem Kanal auf den #MMC13 aufmerksam wirden - laut unserer Teilnehmerumfrage in der ersten Woche die wichtigste Informationsquelle:


Dementsprechend gaben in unserer Teilnehmerumfrage in der ersten Woche eben auch 72% an, sich via Twitter am MOOC beteiligen zu wollen:


Gleichzeitig ist mir auch völlig bewusst, dass wir nirgends gesagt haben, dass Twitter irgendwie eine Art verbindliches Medium für den MOOC-internen Austausch sei. Also sehe ich es schon als unsere Aufgabe als GastgeberInnen, hier weiterhin Medienoffenheit walten zu lassen und den TeilnehmerInnen, die nicht twittern (wollen), immer mal wieder die anderen Anschlussmöglichkeiten aufzuzeigen.

Andererseits ist Twitter einfach bestechend "Echtzeit" und damit gefühlt live und sehr verbindend. Wenn ich aktuell - am Ende des 11. Tages des #MMC13 - eine Empfehlung an (noch) nicht aktive, aber zur Aktivität motivierte teilnehmerInnen aussprechen sollte, wäre es wohl diese: Twittert! :-)

Hier nun die gestrige Diskussion (leider "nur" als Fotobeleg, weil die Embedd-Funktion irgendwie nicht zu aktivieren war...):

Quelle: https://twitter.com/dieGoerelebt/status/294767203507662850




[Übersetzung] Stephen Downes: Über MOOCs und das Aushandeln

 Ich bringe diesen Text von Stephen Downes im Rahmen des laufenden MOOC-Maker Course 2013 in die Diskussionen um eine MOOC-Didaktik ein, weil ich hier sehr schön das grundlegende Verständnis einer "Nicht-Didaktik" im konnektivistischen Sinne beschrieben sehe: Es geht in einem (c)MOOC eben nicht um Wissensvermittlung von den Lehrenden aus (z.B. den GastgeberInnen) zu den Lernenden hin - in dem Sinne geht es also auch nicht darum, dass sich die Lehrenden gedanken darüber machen, WIE sie dieses Wissen in die Köpfe der Lernenden hineinbekommen...

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Dies ist eine Crowdsourcing-Übersetzung (mit Unterstützung von Ingeborg Findert, Dörte, Martin Lindner und Anonymous) des Google+ Posts "MOOC and Negotiation" von Stephen Downes vom 29.12.2012.  Die Hervorhebungen stammen von mir.

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieser Text steht - wie alle Werke von Stephen Downes - unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz.


Über MOOCs und das Aushandeln

von Stephen Downes (Original)


Als Reaktion auf eine Anfrage ...

Nur ein Kommentar. Du schreibst, "das Curriculum wird im sozialen Umfeld zwischen Studierenden und Lehrenden nicht wirklich 'ausgehandelt’..."

Ich war noch nie ein Fan von einer Sprache, die den Prozess als "Aushandeln" beschreibt. Meinem Verständnis nach kann es kein echtes Aushandeln zwischen Studierenden und Lehrenden geben, denn in den meisten Bildungssituationen besteht ein zu großes Machtgefälle. Man muss nur bedenken, wie Meinungsverschiedenheiten zwischen Lehrenden und Studierenden gelöst werden - der Lehrende trifft eine Entscheidung, und das ist es dann. Das ist kein gleichberechtigtes “Aushandeln”.

Nach meinem Verständnis von Konnektivismus erfolgt kein Aushandeln. Die Lernenden wählen das Material aus, das sie für nützlich halten (wenn überhaupt). Dies liegt daran, dass es nicht etwa Ziel des Kurses ist, ein Fachgebiet zu beherrschen - tatsächlich gibt es gar kein bestimmtes Ziel des Kurses. Jede/r Lernende bringt eigene, persönliche Ziele mit, und daraus ergibt sich die jeweils individuelle Auswahl eines Lerninhalts.

Ein "Kurs" im konnektivistischen Sinne ist nicht definiert durch die Beziehung zwischen "Lehrenden" und "Lernenden". Vielmehr definieren zwei Faktoren einen Kurs: Dauer und Nähe.

Was die Dauer anbelangt, so präsentiert eine Person (die normalerweise als Lehrende/r bezeichnet wird, wobei dieser Begriff irreführend ist) eine Zusammenstellung von Materialien, typischerweise Vorträge, aber auch so gut wie alles andere Material. Diese Zusammenstellung, die als “Lehrgang” bezeichnet wird, bildet den "Inhalt" des Kurses, der von den Teilnehmenden nach eigenem Ermessen besucht oder auch nicht besucht werden kann.

Was die Nähe anbelangt, so macht die wie auch immer geartete Berührung mit dem Kursnetzwerk eine Person zu einem “Teilnehmenden”. Der übliche Weg, mit einem Kursnetzwerk in Berührung zu kommen, sind Registrierung bzw. Kursanmeldung (und aus dieser Quelle werden dann auch die meisten Teilnehmendenzahlen ermittelt). Aber man kann auch ohne Registrierung an einem Kurs teilnehmen, indem man mit anderen Teilnehmenden interagiert, zum Beispiel durch Folgen und/oder durch die Verwendung eines Kurs-Hashtags.

Ein konnektivistischer Kurs besteht daher in eine Reihe von Ereignissen, typischerweise mit einem Start-und Enddatum, um den herum sich ein Netzwerk von Teilnehmern bildet. Was in diesem Sinne einen Kurs zum “Kurs” macht, ist ein Mittelpunkt, um den herum die Teilnehmer interagieren.

Der Grund für diese Betrachtungsweise eines Kurses ist mein Interesse an dem Wissen, das durch ein solches Netzwerk entsteht. Jeder Kursteilnehmer hat eine andere Sichtweise, und das Zusammenspiel der verschiedenen Perspektiven generiert neues Wissen. Der Versuch, diese Perspektiven zu steuern - um sie in irgendeiner Weise “auf Linie zu bringen” - behindert in Wahrheit den Prozess der Wissensbildung.

Mit der Auswahl der Materialien soll keine Steuerung bewirkt werden. So ist jeder Teilnehmer ein einzigartiger und gleichermaßen bedeutsamer Beitragender für den Kurs, indem er kommuniziert und Wissen teilt, aber nichts aushandelt, als ob ein gemeinsames Ziel zu suchen wäre.

Natürlich ist dies, denke ich, eine Methode, die tatsächlich besser in den Geisteswissenschaften als in den Naturwissenschaften funktioniert. Allerdings wird sie nicht im großen Stil angewandt (wahrscheinlich, weil niemand die Geisteswissenschaften fördert, so dass keine nennenswerten Gelder für Experimente zur Verfügung stehen).

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Ich würde diese Gedanken gern am Beispiel des #MMC13 durchdeklinieren...

22. Januar 2013

Was macht der MOOC mit Dir? oder: Überforderung als wichtige Phase im Lernprozess im cMOOC?

These: Die Erfahrung, sich in den vielen dezentral produzierten Inhalten der MOOC-Teilnehmenden zu verlieren, ist wertvoll für den eigenen Lernprozess auf dem Weg, einen eigenen MOOC zu entwickeln. Wer einmal diese Überforderung selbst erlebt hat, wird um so bewusster an die Planung eines eigenen MOOC herangehen.

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Im Lerntagebuch von Markus Jung habe ich vorhin einen langen Kommetar zu seinem heutigen Beitrag zum MOOC-Maker Course #MMC13 geschrieben, den ich hier noch einmal in leicht überarbeiteter Fassung blogge:

Markus stellte die ketzerische Frage: "Kommt die Benutzersicht zu kurz?" Und dahinter steht natürlich eine wichtige Frage, die sich Trainerinnen, Lehrer, Dozentinnen (und wie wir uns auch immer alle schimpfen) immer stellen sollten: Verlieren wir die Lernenden aus dem Blick?

Jetzt könnte die pfiffige Leserin natürlich einwenden: Die Antwort darauf können nur unsere MOOC-TeilnehmerInnen geben, nicht die GastgeberInnen. :-) Trotzdem möchte ich kurz beschreiben, warum ich die leichte Überforderung, die mancherorts in diesen Tagen beschrieben wird, für unvermeidbar und mehr noch: wertvoll für den hier im #MMC13 angeregten Lernprozess halte:

Wir haben uns sehr bewusst dafür entschieden, einen cMOOC mit all seiner Dezentralität der Teilnehmerdiskussionen und all seinem Information Overload zu inszenieren - und ich freue mich riesig, dass uns dies gelungen zu sein scheint. Ganz ehrlich: Ich möchte es sogar, dass die #MMC13-Teilnehmenden ein Stück weit diese Überforderung erleben - die nur dann eine Überforderung ist, wenn man die klassischen Maßstäbe anlegt und die klassischen Erwartungen hat wie "Sag mir, was ich lesen, was ich lernen soll, was ich wo tun soll!" oder "Sag mir genau, wie das geht, wie ich dieses oder jenes Tool jetzt zu benutzen habe!" An diese Grenze wollten wir die TeilnehmerInnen führen, denn erst dann entfaltet die kommende Didaktik-Woche ihre volle Wirkung.

Im Prinzip ist diese erste Woche also eine Art Vorbereitung auf die Woche 2 "Didaktik" (ohne dass die Teilnahme an Woche 1 eine Bedingung zur "erfolgreichen" aktiven Teilnahme an Woche 2 ist!): Wir könnten gemeinsam viel von dem reflektieren, was wir in der ersten Woche erlebt haben. Wir GastgeberInnen werden uns sowieso im Laufe des #MMC13 bemühen, noch vieles viel genauer zu begründen, warum wir was getan oder auch gelassen haben - und wir bereiten auch wieder zwei kollaborative Aufgaben vor, die

Dem einen oder der anderen ist es sicherlich schon aufgefallen (das steht so ja auch auf http://howtomooc.org/uber-mmc13/), dass der MOOC-Maker Course in erster Linie Menschen adressiert, die schon einiges mitbringen (ohne dies als Ausschlusskriterium zu formulieren!), und zwar
  • entweder Erfahrungen mit MOOCs (als Teilnehmer/in oder "mehr")
  • oder aber Know-how als Weiterbildnerin oder Lehrende (in welcher konkreten Funktion und in welcher Institution auch immer - denn wie sonst kommt man in den Genuss, selbst einen Open Course entwickeln zu wollen/dürfen)
  • oder eben wenigstens großes Interesse. 
Wer noch nie einen MOOC mitgemacht und/oder wer bisher wenig Erfahrung in der aktiven Nutzung von Social Media hat, hat es womöglich zu Beginn ein bisschen schwerer reinzukommen. Gleichzeitig widerstrebt es mir, hieraus irgend etwas als Teilnahmevoraussetzng zu formulieren, denn es ist das Prinzip bei allen MOOCs, dass sich grundsätzlich jede/r anmelden kann, der/die sich das Kursthema "zutraut".

Ich bin übrigens sehr begeistert und beeindruckt von den vielen Lerntagebüchern, die in der ersten Woche bereits entstanden sind! Und "eigentlich" ist unser MOOC recht überschaubar :-) : Der Blog-Aggregator, der Twitter-Hashtag #MMC13 und die Google+ Community - damit hat man die drei wichtigsten Fundgruben für die Teilnehmerbeiträge und -diskussionen.

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PS: Die Hall of Fame war übrigens eine spontane Idee, die wir auf unserem Vorbereitungswochenende geboren haben. Ich habe so etwas in einem Standford-MOOC kennen gelernt, den ich Ende letzten Jahres kennen gelernt hatte, und dort wurde das sehr herzlich und freundlich genutzt, um untereinander DANKE zu sagen für die Unterstützung und Hilfestellung füreinander. Eine "Leistungsschau"soll die Hall of Fame auf keinen Fall sein. Auch dieses Element des #MMC13 ist ein Experiment - wie alles, was wir hier tun, insofern sind alle Reflektionen und Feedbacks dazu willkommen. Am Ende freue ich mich, wenn möglichst viele Kursteilnehmer/innen sich viele Impulse fürs eigene MOOC-Making mitnehmen!

21. Januar 2013

Unterschiede zwischen einem MOOC und einem Fernstudium

[21.01.2013 - 08:34 Uhr - under construction - noch in Bearbeitung]

These: Es gibt didaktische Elemente, die einen MOOC erst zu einem MOOC machen und die sich in dem Begriff "Massive Open Online Course" nicht wiederfinden. Deshalb "darf" sich zur Zeit alles MOOC nennen, was als Fortbildung/Kurs ohne Teilnahmebeschrnkngen kostenfrei übers Internet feilgeboten wird. Eine bedenkliche Entwicklung, die den Block fürs Wesentliche verstellt...

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Im Folgenden möchte ich mich der Frage, was einen MOOC zum MOOC macht, aus der Perspektive des "klassischen" Fernstudiums (inkl. Ferlehrgänge auf subakademischer Ebene) nähern.

Wenn wir Massive Open Online Course (MOOC) ganz schlicht übersetzen als Online-Kurs (OC), der kostenfrei und ohne Teilnahmebeschränkungen angeboten wird (O) und der damit potenziell einer beliebigen Anzahl an TeilnehmerInnen offen steht (M), dann ... könnte doch theoretisch jede Fern(hoch)schule aus ihren Fernstudiengängen bzw. Fernlehrgängen, in denen die Studienhefte online zur Verfügung stellt werden und in dem die Fernstudierenden einen Online-Campus für den Austuasch und die Vernetzung untereinander bekommen, MOOC machen - indem die beiden Bedingungen O (open = kostenfrei, keine Teilnahmebeschränkungen) und M (massive = potenziell beliebige Anzahl an Teilnehmern). 

Nun sind ja klassische Fernlehrgänge/Fernstudiengänge tatsächlich so angelegt, dass bezüglich der Teilnehmerzahl nach oben hin keine Grenzen gibt. Fehlt dann also wirklich nur noch das "open", um daraus MOOCs zu machen? Nein. Und warum nicht? Die Antwort darauf führt uns zu einer differenzierten Definition von MOOCs - und sie zeigt, dass MOOCs wesentlich über bestimmte didaktisch-methodische Elemente definiert werden (müssen/sollten).

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Ein kurzer Exkurs, was ich mit "klassischem Fernunterricht/Fernstudium" eigentlich meine: Ein klassischer Fernlehrgang kann in der Regel* zu jedem Zeitpunkt gestartet werden. Es gibt keine Klassenverbände oder Kohorten. Einige Fernhochschulen lehnen sich zwar an den Semesterbetrieb von Präsenzhochschulen an (und werben dann damit, dass sie zum Beispiel drei Starttermine statt nur zwei im Jahr anbieten), diese Fixierung auf Starttermine ist in der Regel* aber künstlich, weil die Interaktion mit anderen Studierenden kein elementarer/zentraler (= für den Studienerfolg entscheidender) Faktor ist. Was ich mit klassischem Fernunterricht/Fernstudium meine, ist also ein didaktisches Konzept, in dem die Erarbeitung des Lernstoffes in der Regel* über "durchdidaktisiertes" Material geschieht - in der Regel* Studienhefte, die so geschrieben sind, als ob der Fernlehrer/Tutor persönlich zum Studierenden spricht und ihn Schritt für Schritt an die Hand nimmt - mit Zwischenübungen, Wiederholungen, Merksätzen usw. Das Feedback über seinen Lernerfolg bekommt der Fernstudierende von seinem Fernlehrer/Tutor, dem er seine in der Regel* allein und nicht als Gruppenarbeit bearbeiteten Prüfungsaufgaben zusendet. Es entsteht also eine Eins-zu-Eins-Beziehung zwischen Lehrendem und Lernendem. Der Austausch der Studierenden untereinander ist natürlich gewollt und wird auch - durch eine Online-Lernplattform mit Netzwerkfunktionen - gefördert, ist aber in der Regel* nicht zwingend notwendig, um zum Abschluss zu kommen.

* in der Regel: Natürlich gibt es auch davon abweichende Konzepte, Fernstudiengänge, die in einzelnen Modulen Projektarbeiten in der Gruppe vorsehen, Lernvideos zusätzlich zum gedrucktes Material, Präsenzzeminare, in denen sich die Studierenden begegnen usw. Doch das Gros der Fernlehrgänge/Fernstudiengänge in Deutschland ist wie oben beschrieben organisiert. 

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Klassische Fernstudiengänge/Fernlehrgänge basieren auf jahrzehntelang erprobten und weiter entwickelten Konzepten und führen jedes Jahr eine große Zahl an Berufstätigern "nebenher" - zeitlich flexibel und unabhängig von starren Zeitplänen - zum angestrebten Abschluss führen. Diese zeitliche Flexibilität und auch die Unabhängigkeit von Mitlernenden - die beflügeln, aber auch bremsen können - sind zwei der wesentlichen Merkmale.

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[21.01.2013 - 08:34 Uhr - under construction - noch in Bearbeitung]
... und hier schreibe ich heute Abend weiter ...









18. Januar 2013

Der cMOOC als Blog(ger)-Netzwerk?

THESE: Ein cMOOC ist nichts anderes als ein Blog(ger)-Netzwerk, das sich zu einer riesengroßen sich weit verzweigenden Blogparade zusammenfindet. Wer (noch) nicht bloggt oder nicht weiß, wie man schnell ein eigenes Blog aufsetzt, findet schwerer Zugang zur Lern Community eines cMOOCs. Bloggen gehört folglich zur grundlegenden Medienkompetenz und damit quasi zur Teilnahmevoraussetzung in einem cMOOC. 

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Just heute schrieb"Learning through blogging as part of a connectivist MOOC" und hat damit meinen Nerv getroffen. Das gute alte Lerntagebuch kommt - in seiner öffentlichen Version als Blog - im MOOC zu neuen Ehren. Und weil noch längst nicht alle, die sich für neue Formen des Online-Lernens bzw. -Lehrens interessieren und folglich gern mal an einem MOC teilnehmen wollen, es gewohnt sind, im Internet zu publizieren oder ein eigens Blog haben, sind solche Tutorials wie das oben verlinkte besonders wertvoll.
Was mich ausgehend von so manchem heutigem Tweet im Kontext des #MMC13 besonders beschäftigt: Ist ein konnektivistischer MOOC à la Downes/Siemens nicht "vom Herzen" her ein Blog(ger)-Netzwerk? Ist es nicht auch für unseren MOOC-Maker Course von besonderem Vorteil, ein eigenes Blog zu haben, dass sich mit Diskussionsbeiträgen, eigenen Fragen und Erkenntnissen und Lernprojektbeschreibungen füllen lässt?

Nun ist Stephen Downes ein Blogger-Urgestein, entsprechend organisiert er seine Forschungsarbeit, seine Publikationen und auch sein Netzwerk. Mit dieser Haltung (der eines Bloggers) blickt er auch auf Open Online Courses:
"Consequently, when I have been asked in the past what number a course needs to attain in order to be considered 'massive', after providing the caveat just given above, I provide the figure of 150, Dunbar's Number, as the cut-off line.

Now to be clear, this would refer to *active* participants, and not merely the number of people who signed up. Thus for example the course that has 170 active blogs *does* qualify, while CFHE, which had 83 blogs, is on the cusp (it would need another 70 people active on other platforms, such as Twitter or Google Groups)." (halfanhour, 17/01/2013)
Was macht Stephen hier? Genau, er zählt Blogs (und in Klammern zählt er Micro-Blogs und blog-netzwerk-verwandte Formale wie Google+). Er ist es auch, der einen hochkomplexen RRS-Aggregator programmiert hat, den er für seine MOOCs einsetzt, die alle mit einem Blog als HUB/Headquarter arbeiten:
"Additionally, however, gRSShopper has a built-in RSS aggregator. Hence, we collected the feeds from the 170 separate blogs and websites created by participants and stored the student contributions in the gRSShopper database. This allowed us to filter content by tags and to include this content into the daily course newsletter mailouts. We selected and distributed material containing the 'CCK08' tag (thus not diluting the newsletter with unrelated material)." (halfanhour, 04/2019)

Auch zu Beginn unseres MOOC-Maker Courses 2013 wurde schnell der Ruf nach einem Aggregator laut, der den Teilnehmenden einen Feed der gebloggten Kurs-Beiträge bietet. Heinz hat uns/Euch diesen Wunsch erfüllt und meldete gestern, am Tag 2 des #MMC13, die ersten Zahlen:
Schon in der Countdown-Woche haben so manche angemeldeten TeilnehmerInnen unseren helfenden Hinweis ernst genommen und geahnt, dass ein eigenes Blog der Schlüssel zur aktiven Teilnahme sein würde. Und so sind ein paar erfrischende Erstlings-Blogs entstanden - von TeilnehmerInnen, die für den MOOC-Maker Course das Bloggen "lernen"/beginnen und ihre aktive Teilnahme mit Hilfe eines Lerntagebuchs gestalten, zum Beispiel:
Doch es sind nicht nur Blogger-Newbies, sondern auch die Profis, die anlässlich des #MMC13 zur neuen Blogadresse greifen. So gibt es ein neues Blog einer alten Häsin des Lernens/Lehrens 2.0, Claudia Bremer, die für den MMC13 ihr eigenes Themenblog eröffnet hat: http://mooc13.wordpress.com/ Eine andere eLearning-Expertin, Anja Lorenz, nutzt den #MMC13, um ein eigenes OPen-Course-Projekt an sächsischen Hochschulen voranzutreiben - und sie verbloggt den Prozess offen in einem extra dafür aufgesetzten Projekt-Blog SOOC13 (Saxon Open Online Course).

Insofern bin ich sehr gespannt, wie Heinz Wittenbrink, unseren cMOOC konzeptionell mit der Idee des kollaborativen Online-Publizierens zusammen denken wird, womit er HIER und HIER ja schon angefangen hat. Die Dezentralität macht ihm, das sei hier mal verraten, dabei noch ein wenig zu schaffen. Aber das sind Blogger ja eigentlich gewohnt, oder?

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OPEN END: Ich hab das jetzt so runtergeschrieben und sicherlich noch nicht zu Ende durchdacht - docj ich wechsle jetzt ins Live-Format, zu unserem Experten/innen on Air.  See you! :-)


16. Januar 2013

MMC13 - Tag 1 Reflektionen



Es ist schon eine verrückte Situation, sich als Gastgeberin eines Open Courses, der sich mit der Planung und Durchführung eines eben solchen beschäftigt, selbst zu beobachten und die selbstreflexiven Erkentnisse quasi als Teilnehmerin desselben wieder einzuspeisen... :-)

Ich lasse jetzt meinen Gedanken freien Lauf - zum Strukturieren und Schleifen komme ich wahrscheinlich erst im nächsten Leben. Was ist mir heute - aus Gastgeberinnen-Perspektive am Tag 1 des MOOC-Maker Course 2013 durch den Kopf gegangen?

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07:00 Uhr: Der Eröffnungs Blog Post ist veröffentlicht und an zu dem Zeitpunkt 254 E-Mail-Abonnenten (plus diejenigen die den Feed im Reader haben) rausgegangen. Ich weiß das, ich starre mit meinem Milchkaffee in der Hand auf das Blog und weiß nicht, was ich tun soll. Ich entschließe mich, zur Arbeit zu gehen.

07:24 Uhr: Die ersten TeilnehmerInnen twittern, es gehen Glückwunsch- und Mutmach-Tweets ein, die ersten Links zu den Impulsbeiträgen werden geshared. Es lebt!


Und ich bin tatsächlich vor allem froh, dass die drei schon am Vorabend veröffentlichten Impulsbeiträge nicht über Nacht schon die Runde gemacht haben... Ein MOOC ist zwar im Grunde zunächst einmal eine asynchrone Angelegenheit, das kenne ich vom Fernstudium eigentlich, und doch ist es gleichzeitig - nicht zuletzt dank Twitter - ein großes Live-Happening.
>> Learning 1: Versäume nicht, einen pointierten Auftakt zu inszenieren, damit bei aller Asynchronizität auch eine Art Gemenschaftsgefühl entsteht, dieses "Ich bin nicht allein, da sind ganz viele. Wir alle tun das genau JETZT, auch wenn wir es voneinander mehr ahnen als wissen können..."

08:12 Uhr: Die ersten Nachrichten gehen ein, dass der Beitrag kaputte Links enthält, die ins Nirvana führen. Ich werde hektisch, weil ich unterwegs bin und daran grad ichs ändern kann. Monika (wir telefonieren kurz, sie ist gerade an ihrem Arbeitplatz angekommen) und Heinz lösen das Problem auf ihre Art - anders, als ich es getan hätte (aber vom Ergebnis her natürlich gut, die beiden sind ja auch gut!).
>> Learning 2: Ändere niemals in letzter Minute die URL von bereits verlinkten Seiten und/oder überprüfe akribisch jeden Link in einem so entscheidenden Post, bevor Du es verschickst!
>> Learning 3: Mache das alles im Team! Und verlass Dich auf Deine Kollegen/innen!

08:55 Uhr: Ich erreiche meinen Arbeitsplatz und stelle fest, dass meine Schulung (zum Glück ich nur als Teilnehmerin) in fünf Minuten beginnt. Das hatte ich mir wohl gestern Abend in der Vor-MMC13-Aufregung falsch gemerkt. Mein Kollege fängt mich ab und ein und lotst mich in den richtigen Raum. Ich bin entsetzlich abgelenkt und schaffe es in der ersten Stunde kaum, mich zu konzentrieren. Als die Trainerin das erlösende Signal zur Pause aussendet, weiß ich nicht, was ich zuerst tun soll: Auf Twitter den Hashtag checken, im Blog die Kommentare oder ... ich entscheide mich dafür, Heinz anzurufen. Der versucht selbst mühsam, an seinem Arbeitsplatz so etwas wie Konzentration auf etwas anderes als den MMC13 entstehen zu lassen... Wie viele Tage müssen wohl vergehen, bis Monika, Heinz und ich uns in den kommenden fünf Wochen daran gewöhnt haben, die TeilnehmerInnen auch mal einen halben Tag lang "allein" zu lassen?
>> Learning 4: Versuche nicht, am ersten MOOC-Tag normaler Lohnarbeit nachzugehen, versuch es einfach nicht. Denn Du weißt nicht, was passieren wird, aber Du willst es wissen!

12:18 Uhr: Die Schulung ist zu Ende, ich husche ins Netz. A) Das Internet ist noch da, B) der MOOC und die TeilnehmerInnen auch - und sie sind genau so abgelenkt wie ich.


14:45 Uhr: Ich lese zwischendurch eine E-Mail von Monika, dass unser offenes Google Doc zerschossen sei, ob ich das mal kurz reparieren könnte. Das schrieb sie vor Stunen. Zum Glück hat Heinz bereits geschaut und eine entwarnende Antwort gemailt. (>> gehe zurück zu Learnings 3 und 4)

17:28 Uhr: Auf dem Heimweg entdecke ich die "Provo-Tweets" von @martinlindner und @cspannnagel...

... und bin entzückt, der Impuls von Jasmin Hamadeh hat gezündet! Ich beschließe, mich heute Abend noch in diese Diskussion einzubringen...
>> Learning 5: Es ist nicht genug, viele Anmeldugnen für einen MOOC zu generieren. Wichtig ist es, den Wunsch der Angemeldeten nach aktiver Beteiligung auch in konkrete Produktivität zu verwandeln. Das gelingt durch provokante Thesen oder Fragen oder...?!?

18:29 Uhr: Wieder zu Hause lade Heinz und Monika zu einem Hangout ein. Heinz schaut rein, Monika ist nicht "da". Wir verabreden, zunächst einmal jede(r) für sich entlang der Fährten, die die MOOC-TeilnehmerInen gelegt haben, durchs Netz zu surfen... Ich stoße aufein paar Beiträge, die ich dringend noch kommentieren und gedanklich in einem eigenen Blog Post zusammen führen und weiter spinnen möchte. Nur wann?
>> Learning 6: Als Gastgeberin stehe ich vor der gleichen Herausforderung wie die TeilnehmerInnen: ich darf gar nicht erst versuchen, ALLES zu lesen (oder gar auf alles reagieren zu wollen).

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Was einen MOOC gelingen lässt (und wie sich dieses Gelingen definieren lässt), werden wir gemeinsam herausfinden. Hier möchte ich jetzt noch einen Auszug aus meiner Antwort auf Martins Lindners Diskussionsbeitrag von Google+ hier ins LernKult-Blog rüberholen, um dann gleich zu Heinz und Monika in die Hangout-WG rüberzuhuschen...

Zu Deinen beiden Elementen Dringlichkeit und Verbindlichkeit, die Du zu den Essenzen eines gelingenden gemeinschaftlichen Selbstlernen zählst - möchte ich gern Feedback dazugeben - wobei sich Feedback evtl. in den Bedeutungshof von Verbindlichkeit einbetten lässt. Ohne Feedback gelingt meines Erachtens kein Lernen. Und so erlebe ich schon nach wenigen Stunden in diesem MOOC ein Ringen um Aufmerksamkeit im Sinne von "Feed me!" = "Answer me!" Füttere mich mit Feedback, damit ich daran wachsen kann... Und als sorgsame MOOC-Gastgeberin möchte ich so manches mal ausrufen: "Ja, so kommentiert doch endlich mal jemand, damit der arme Selbstlerner endlich was zum Beißen hat und seine Gedanken an dem des anderen schärfen kann."

Natürlich wird das aufs MOOC-Konzept zurückfallen: Haben wir einen Rahmen geschaffen, in dem dieses so freiheitliche gemeinschaftliche Selbstlernen (=eigene Lernziele, eigene Lernformen) sich "formieren" kann? Denn eine Form braucht es, einen Halt, Orientierung. (Dass mir das Konzept Fernstudium sehr vertraut ist, weißt Du, und dass ich zu der Form des klassischen Studienheftes stehe.)


Kurzum, ich möchte Deine drei Fragen (wie ich sie verstehe) aufgreifen, die Du in Bezug auf den #MMC13 aufwirfst:

(1) Wie erzeuge ich eine "konzentrierte Arbeitsatmosphäre"?
>> Wir denken immer wieder über Live-Elemente (mehr offene Hangouts) nach oder wenigstens Pseudo-Live-Elemente (z.B. BlogSprints, sprich die Verabredung, dass an einem Abend gebloggt wird und zuz einer bestimmten Uhrzeit die Ergebnisse - so roh sie auch sein mögen - veröffentlicht werden). Ist das Synchronizität die einzige Form, um Arbeitsatmosphäre herzustellen? Bestimmt nicht.

(2) Sind die Ziele der einzelnen Teilnehmer/innen konkret genug?
>> Da kann ich nur sagen: Ich war von Anfang an überrascht, wie konkret die Lernziele bzw. Erkenntnisinteressen sind, die auf der Anmeldeseite in den Kommentaren hinterlassen werden: http://howtomooc.org/anmeldung/ Da steckt bei etlichen echter beruflicher Bedarf dahinter, zumal so manches Mal auch schon terminierte Projektvorhaben benannt werden, für die Know-how benötigt wird. Davon ausgehends, stellt sich für mich die Frage, ob diejenigen es auch schaffen, sich das zu holen, was sie brauchen, und zwar zum Beispiel - siehe (3) ...

(3) Braucht der #MMC13 MOOC Arbeitsgruppen, die Ergebnisse erzeugen, die über Diskussionsbeiträge hinausgehen?
>> Ja, ich wünschte mir sehr, dass Ihr Euch in Gruppen zusammen findet, Euch selbst - entlang Eurer Lernziele - Aufgaben stellt und Eure Ergebnisse präsentiert. Wie könnten wir das befördern? Indem wir eine Art Projektbörse oder Lernpartnerbörse - LearnParship - anbieten? Evtl. sollten wir ein offenes Dokument aufsetzen, in dem jede/r, der für ein konkretes Lernprojekt MitstreiterInnen sucht, sich mit seinem Gesuch eintragen kann...

Unser Wiki zum Schluss stellt ja den Versuch dar, eine Art Ergebnissicherung zu betreiben und Output zu produzieren, der einen Mehrwert für zukünftige Open Course Maker hat, die NICHT am MMC13 teilogenommen haben.

Wir sind in der Planung der nächsten Wochen noch erstaunlich (erschreckend?!?) offen: Wir haben zwar eine grobe Idee, welche kollaborativen Aufgaben wir in jeder Woche stellen/anbieten wollen, doch wir können auch immer noch einiges integrieren, was bislang nicht einmal angedacht (oder zwischenzeitlich zunächst verworfen) wurde.

Insofern nehme ich viele der heute gelesenen Gedanken mit in meine abendliche Besprechung mit +Heinz Wittenbrink und +Monika E Koenig . Noch ist nicht aller MOOC-Tage Abend. :-)
 >> Learning 7: Feierabend machen nicht vergessen!


#MMC13 - Auch ich bin eine Teilnehmerin...

HEUTE startet der erste deutschsprachige Meta-MOOC, der MOOC-Maker Course 2013 - für mich die Verwirklichung einer Vision, über die ich im September 2012 eine kleine Präsentation zusammen gestellt habe:



Ich versuche in diesem Blog in den nächsten Wochen so viel wie möglich als TEILNEHMERIN inhaltlich zu den Fragestellungen des #MMC13 (der Veranstaltungs-Hastag auf Twitter) zu bloggen - so viel es mir meine Rolle als GASTGEBERIN erlaubt...

Let's MOOC!